Film- und Videoclub Ansbach

25./26.03.2011: Reisefilmseminar mit Michael Preis

Videofilmer aus ganz Mittel-, Ober- und Unterfranken, aber auch aus Dortmund, Brühl bei Heidelberg oder Crailsheim scheuten nicht die langen Wege und trafen sich am Wochenende im Kunsthaus Reitbahn 3 in Ansbach zum Reisefilmseminar, zu dem der Film- und Videoclub Ansbach seine Mitglieder und Gäste eingeladen hatte. 35 Teilnehmer besuchten den ausgebuchten zweitägigen Workshop des auch international bekannten Reisefilmers Michael Preis aus Dortmund um in dem Seminar Neues zu erfahren bzw. Bekanntes aufzufrischen.

„Er gilt als einer der ganz großen Reisefilmer und hat alle Auszeichnungen, die man im Amateurbereich erlangen kann, erhalten. Seine Dokumentation „Die Stille ist mir laut genug“ über eine gehörlose Frau wurde 2002 in Paris von der UNESCO ausgezeichnet“ bemerkte die Vorsitzende Anni Bergauer in ihrer Begrüßung.

Unter dem Motto „Um die Welt an einem Abend“ verdeutlichte Preis anhand von fünf Filmen am Freitagabend den Unterschied zwischen einem Urlaubs- und einem Reisefilm. Mit eindrucksvollen Bildern ließ er dabei Menschen aus fernen Ländern Geschichten über Menschen erzählen.  

In lockerer Form brachte Michael Preis den aufmerksamen Zuschauern näher, was alles vor, während und nach der Reise beachtet werden soll, damit es ein guter Film wird. Preis arbeitet grundsätzlich nur mit einer Kamera, dreht längere Sequenzen und schneidet später möglichst viele Details als Inserts in den Film. Reisefilmer sind „Jäger“ oder „Sammler“ meinte der Autor. Wichtig ist die intensive Beschäftigung mit dem Reiseland. Der Jäger bereitet sich sorgfältig auf seine Aufnahmen vor, dazu gehört u. a. auch die Vorbereitung mit Literatur und das Sammeln von Informationen über das Reiseziel sowie die Einstimmung mit landestypischer Musik. Während der Sammler auf einer Rundreise einfach mitnimmt, was sich vor der Kameralinse anbietet und hofft daraus später einen interessanten Film zu gestalten.

„Filmen muss weh tun“ meinte der Autor und gab den Zuhörern den Tipp auch mal mit der Kamera in Bauchlage zu gehen oder auf Augenhöhe bei Kindern, um abwechslungsreichere Einstellungen zu bekommen. Immer nah dran am Objekt sein, denn Großaufnahmen sind die Würze eines guten Filmes. „Haben Sie den Mut und Geduld, auf Menschen zuzugehen. Sie werden zwar mit Ablehnungen rechnen müssen, aber sie werden immer jemanden finden, der bereit ist, ihnen etwas zu erzählen und sich filmen zu lassen“, sagt Michael Preis.Es ist besser über ein interessantes Detail der Reise intensiv zu berichten und eine Geschichte darüber zu erzählen, als eine Rundreise von A nach B zu filmen und beim Schnitt dann Probleme mit fehlenden Aufnahmen zu haben.

Der Autor gab den interessierten Seminarteilnehmern zahlreiche wertvolle Anregungen und Tipps um zu gelungenen Aufnahmen zu gelangen. Sein Trick mit einem Gummiband um zu ruhigen Schwenks zu gelangen, erzeugte bei den Teilnehmern zwar Heiterkeit, wird aber bestimmt vom einen oder anderen Filmer künftig angewandt. Keine Kompromisse machte Preis jedoch bei Aufnahmen mit verwackelten Bildern, ruckligen Schwenks oder schlechter Motivauswahl. Ausreden wie „ich hatte keine Zeit“, „ich kam nicht näher heran“ oder „die Lichtverhältnisse waren ungünstig“ ließ er nicht gelten. Wir zeigen keine Ausreden sondern Filme“, entgegnet Michael Preis in solchen Fällen.

Nicht die Technik soll bei der Produktion eines Filmes im Vordergrund stehen, sondern die Gestaltung machte Michael Preis mit lockerer Vortragsart den Filmern anhand von vielen praxisnahen Beispielen deutlich.

Der Referent erklärte viel über Dramaturgie, Videoschnitt und Bildübergänge, das 16:9-Format. Kamerapositionen, Bildgestaltung und Rahmenhandlung sowie das Filmen von Musikgruppen und Interviews. Die Tonbearbeitung, Musik und Kommentar im Film sowie Titelgestaltung, denn dieser sollte zum Thema passen und vor allem neugierig machen, alles wurde ausführlich besprochen und mit vielen Beispielen aus seinen Reisefilmen eindrucksvoll belegt, so dass dies auch für Nichtprofis gut verständlich war. Selbst Filmer mit langjähriger Erfahrung nahmen dabei noch wertvolle Tipps mit nach Hause.

Ständig wurde der Autor mit Fragen bedrängt und es wurde immer sehr intensiv diskutiert. Sogar in den kurzen Kaffeepausen war der Referent von den begeisterten Filmern belagert und hatte kaum Zeit zum Verschnaufen. Vieles war den interessierten Filmern zwar schon bekannt, wurde aber durch die zahlreichen Beispiele bestätigt und wieder bewusst gemacht. Anderes war neu und brachte den Filmautoren neue Anregungen zur Verbesserung ihrer Videos.

Ohne Zweifel eine gelungene Veranstaltung. Viel zu kurz, war die Meinung vieler Filmer – nachdem der Referent schon seine Zeitvorgabe - aufgrund der vielen Fragen - um eine Stunde verlängert hatte. „Es war für alle Teilnehmer ein sehr interessantes und kurzweiliges Seminar, das uns von den jahrelangen Erfahrungen von Michael Preis profitieren ließ. Unsere Erwartungen an Michael Preis wurden voll erfüllt. Ich hoffe, wir werden diese Anregungen bei künftigen Filmprojekten berücksichtigen“ meinte die Vorsitzende Bergauer.

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